Der aus dem russischen Nowgorod stammende Anton Stepanowitsch Arenski (1861-1906) gehört zu Unrecht zu den weitgehend vergessenen Komponisten, obwohl er sich als Freund Tschaikowskis im Umfeld der prominentesten Vertreter des russischen Musiklebens um Skrjabin und Rachmaninow bewegte. Am ehesten bekannt ist seine Freund-Feindschaft mit Nikolaj Rimskiy-Korsakow, der ihn um seine finanzielle Ausstattung beneidete. Arenskis Wohlhabenheit führte aber leider zur Spiel- und Trunksucht, so dass er seine Begabung nur begrenzt in kompositorisches Schaffen auch in der Tradition der russischen Kirchenmusik als auch mit Opern, Chorwerken und Liedern umsetzte, dabei noch an Tuberkulose erkrankte, so dass er mit 45 Jahren verstarb.
Sein zweites a-Moll-Streichquartett op. 35 gehört noch zur frühen Phase seines Schaffens, als er noch nicht seine Werke lyrisch-elegisch, mit makelloser eleganten salonartigen Glätte ausstattete. Arensky komponierte das dreisätzige Werk unter dem Eindruck des Todes Peter Tschaikowskys (1940-1893) im Jahre 1894 mit der von seiner Trauer geprägten Besonderheit der Doppelbesetzung der Celli, so dass ein düsteres Klangbild eines russisch-orthodoxen Psalms mit besonderer Tiefe entstand.
Die sieben Variationen eines als „Legend“ bezeichneten Themas aus Tschaikowskis „sechszehn Lieder für Kinder“ wurden kurzweilig mit reichen instrumentalen Farben in Arenskys unverwechselbarem rhythmischem Stil vom einfachen Kanon der ersten Variation bis zu schwungvoll gebrochenen Rhythmen getrieben, um dann in ein ruhiges Tschaikowsky-Thema abzugleiten. Der Finalsatz begann mit einer klagenden feierlichen Stimmung, bevor die Musiker mit einem bekannten patriotischen Volkslied die Gelegenheit zu einem virtuosen Ausbruch nutzten.
Häufiger ist in Kammerkonzerten Dmitri Schostakowitschs „Klavierquintett g-Moll op.57 aus dem Jahre 1940 zu hören. Das fünfsätzige Werk zeichnet sich durch einen Überfluss an Einfällen aus. Alle Eigenschaften der traditionsverbundenen Musiksprache Schostakowitschs wurden vom vierunddreißigjährigen Komponisten eigentlich erstmalig mit dieser Konsequenz einander verschmolzen.
Das Kammerkonzert wurde von den Vioinisten Matthias Wollong und Jörg Faßmann, den Bratschern Sebastian Herberg und Anya Dambeck, den Cellisten Sebastian Fritsch, Friedrich Thiele und Matthias Wilde von der Staatskapelle Dresden sowie den Gastmusikern Lenka Matĕjáková (Violine) und Dariya Hrynkiv (Klavier) gestaltet.
Thomas Thielemann
Autor des Pressebildes: © Oliver Killig