15 Mrz 2017


Konzertrückblicke: „Champagner, Schwert und Feuertaufe“

Der Rückblick über die vergangenen Wochen reicht vom glitzernden Silvesterkonzert über die Wiederaufnahme von Wagners »Siegfried« bis zum Antrittskonzert in Hamburgs Elbphilharmonie (Es heißt »Elbphilharmonie«, so viel Zeit muss sein! Es sagt ja auch niemand »Sempi«!). Es gab aber auch Quartette zu erleben.

So war das Moskauer Borodin Quartet im Januar zu Gast für zwei Werke Erwin Schulhoffs und Bohuslav Martinůs in der ungewöhnlichen Besetzungen für Quartett und Orchester. Vladimir Jurowski entführte das Publikum in die spannungsgeladenen Welten der Moderne und gestaltete die stimmungsreiche Musik geradezu plastisch. Noch eindringlicher gelang vielleicht der Aufführungsabend mit Thomas Sanderling und Werken Mieczysław Weinberg Ende des Monats. Wer dieser Entdeckungsreise weiter folgen will, dem sei schon jetzt Weinbergs »Die Passagierin« ans Herz gelegt, die im Juli auf die Opernbühne kommen wird. Doch auch beim Quartett war das letzte Wort nicht gesprochen: der Tonkünstlerverein lud zum Kammerabend mit dem das Dresdner Streichquartett, das mit Haydn, Beethoven und Schostakowitsch feinste Quartettkunst zelebrierte.

»Dienst« heißt »Dienst nach Vorschrift«, sondern eigentlich, etwas in den Dienst der Sache zu stellen. Mit »Siegfried« hoben Christian Thielemann und die Staatskapelle den dritten Teil aus Wagners »Ring« zurück auf die Bühne und stellten sich in den Dienst von Werk und Sängern. Die einmalige Besetzung (Gould, Marquardt, Zeppenfeld, Mayer, Stemme, Siegel, Tukalas) hielt, was sie versprach und begeisterte auch kritischste Ohren. Frappierend, wie hier ohne eine einzige Ensemble- oder Chorszene fünf Stunden ununterbrochener Spannung geschaffen wurde.

Auch in Hamburg gab es Wagner, Ausschnitte aus den zuletzt wiederaufgenommenen »Ring«-Teilen. Bemerkenswert ist der gelungene Einstand auch deshalb, weil es Christian Thielemann und dem Orchester gelungen ist, bei minimaler Probenzeit die Akustik des neuen Konzertsaales zu erkennen. (Das nur nebenbei: der Autor dieser Zeilen wäre der erste, der fehlende Vorbereitung kritisieren und die Entschuldigung einer »schwierigen Akustik« nicht gelten lassen würde!)

Unmittelbar nach Rückkehr der Kapelle begeisterte der Capell-Virtuosen Daniil Trifonov das Publikum mit einem Soloabend und holte außer Schumann, Schostakowitsch und Strawinsky auch Nikolai Medtner auf die Bühne – da sage noch einer, man bekomme nur musikalisches Einerlei geboten!

Ein weiterer Höhepunkt war erneut der Besuch des Ersten Gastdirigenten Myung-Whun Chung. Im Gedenkkonzert spielte die Staatskapelle Olivier Messiaens »Les Offrandes oubliées« sowie Maurice Ravels »Requiem«. Immer wieder verblüffend ist, mit welch scheinbar minimalem Aufwand, mit welch kleinen Gesten Chung eine magische Klangwirkung entfaltet.

– Wolfram Quellmalz


Bilder: Daniil Trifonov und Myung-Whun
Chung @Matthias Creutziger