15 Jun 2017


Vortrag T. Teumer am 25.03.2017: Sophie & Günther von Schönburg-Waldenburg

Die Geschwister Sophie (1885-1936) und Günther (1887-1960) von Schönburg-Waldenburg stammten aus einer der wohlhabendsten Familien Sachsens. Geboren in Potsdam, aufgewachsen in Rumänien und Dresden, waren sie früh mit Kunst und Kultur in Berührung gekommen und pflegten dies zeitlebens in bildungsbürgerlichem Ideal. Ihre besondere Liebe galt der Musik, die sie besonders in ihren Jugendjahren im Dresdner Kulturleben kennenlernten.

Sophie führte nach ihrer Heirat mit Wilhelm zu Wied 1906 den bedeutendsten musikalischen Salon der Berlin/Potsdamer Gesellschaft, bedeutende Künstler der Zeit waren bei ihr zu Gast (u.a. Max Reger, Max Bruch, Engelbert Humperdinck oder Charles Marie Widor) und widmeten ihr zum Teil Kompositionen. Die Solo-Harfenistin der Dresdner Hofkapelle, Melanie Bauer, war eine ihrer musikalischen Partnerinnen. In Schloss Waldenburg/Sachen initiierte Sophie nach Verlassen des albanischen Thrones 1914 erste Kammerkonzerte, bei denen oft Künstler der Dresdner Oper zu Gast waren, u.a. sang sie hier mit Minnie Nast, der Uraufführungs-Sophie des „Rosenkavalier“ von 1911. Im Weimar der 1920er Jahre schuf sie sich später ein ebenfalls musisch geprägtes Umfeld, welches in ihrem Protektorat des Liszt-Bundes gipfelte. Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten zog sie sich demonstrativ aus dem öffentlichen Leben zurück und starb nach langer Krankheit 1936 auf ihrem rumänischen Landsitz Fântânele.

Günther von Schönburg wurde nach seinen Studien in Cambridge, Leipzig und München 1914 fünfter Fürst von Schönburg-Waldenburg. In sein Residenzschloss Waldenburg hatte er bis 1945 immer wieder zahlreiche namhafte Persönlichkeiten des kulturellen Lebens eingeladen. Die Musik stellte auch hier die „Königsdisziplin“ dar. Solisten der Staatskapelle musizierten in über einem Drittel der etwa 500 Konzerte, die unter seiner Ägide in Schloss Waldenburg stattfanden. Legendäre Konzertmeister wie Theo Bauer, Willibald Roth oder der spätere, langjährige Orchesterdirektor der Kapelle, Arthur Tröber, sind hier zu nennen. Eine besondere Freundschaft verband Günther Schönburg mit Fritz und Grete Busch. Sein Engagement für Kultur erstreckte sich auch auf die Bildende Kunst, sein soziales Engagement brachten ihm einen linksliberalen Ruf ein. Nach 1933 kam es zu Konfrontationen mit den Machthabern; nach Kriegsende, Enteignung, Deportation und Flucht ging Fürst Schönburg für einige Jahre in die U.S.A., lebte später in Süddeutschland und verstarb in Salzburg.

Der Vortrag mit zahlreichen Lichtbildern hat die beiden musikalischen Geschwister und ihre bewegten und bewegenden Biographien in Zeiten extremer gesellschaftlicher Umwälzungen vorgestellt und ein unbekanntes Kaleidoskop kultureller Netzwerke schlaglichtartig beleuchtet.